Schnelladen – Fluch oder Segen?
Der Wunsch von uns Kunden nach immer kürzeren Ladezeiten wird zunehmend ausschlaggebend für die Kaufentscheidung von E-Autos sein. Zumindest die höherpreisigen E-Autos müssen langstreckentauglich sein. Das heißt, die Batterie muss nicht nur über eine ausreichende Größe verfügen, sie muss auch innerhalb kurzer Zeit wieder nahezu vollständig geladen werden können.
Und hier kommt die Ladetechnik eines E-Autos ins Spiel. Der sogenannte On-Board-Charger entscheidet, wie schnell ein Auto an einer Schnellladesäule geladen werden kann. Viele Elektrofahrzeuge sind noch nicht in der Lage, die maximal mögliche Ladeleistung zu verarbeiten.
Die Tankstellenkette Aral beispielsweise begann kürzlich mit dem Aufbau eigener Ladesäulen mit jeweils 350 Kilowatt Ladeleistung. Momentan können aber noch kaum E-Autos so schnell den Strom in sich hineinpressen. Der teure Porsche Taycan ist hier Spitzenreiter und kann mit 270 kW laden, der Audi e-tron mit 150 kW und die ID. 3 und 4 Modelle mit maximal 125 kW.
Das liegt daran, dass Volkswagen, Opel und die meisten Hersteller auf die etablierte Systemspannung von 400 Volt setzen. Und die erlaubt kein schnelleres Laden. Lediglich hochpreisige Autos, meist Sportwagen, setzen auf eine höhere Systemspannung von 800 Volt und können somit schneller laden.
Doch mit dieser elotären Auslese soll bald Schluss sein. Hyundai und Kai sind die ersten Hersteller, die Ende 2021 mit einem 800 Volt System für kompaktere Autos auf den Markt kommen. Dadurch können E-Autos fast doppelt so schnell geladen werden. Laut Hyundai soll der Ioniq 5 in nur fünf Minuten Energie für 100 Kilometer Reichweite laden können. Zum Vergleich: Der ID.3 benötigt dafür 30 Minuten. Allerdings ist diese Technik deutlich aufwändiger, da die Komplexität der Bauteile zunimmt.
Bei aller Euphorie, E-Autos immer schneller laden zu können, gibt es einen sehr entscheidenden Grund, der gegen permanentes Schnellladen spricht: Die Akkus vertragen das schnelle Laden auf Dauer nicht sehr gut!
Bildlich gesprochen nutzt sich der Akku schneller ab, wenn er immer mit maximaler Kraft aufgeladen wird. Daher wird empfohlen, die Akkus so oft es geht, langsam und gemächlich aufzuladen, an der eigenen Wallbox über viele Stunden etwa. Bei diesem sogenannten „Schnarchladen“ behält der Akku deutlich länger seine volle Leistungsfähigkeit.
Diese Geduld beim Laden wird sich spätestens auszahlen, wenn Sie Ihren Wagen wieder verkaufen wollen. Während der Akku eines Autos, dessen Hunger permanent an Schnellladestationen gestillt wurde, erste Ausfallerscheinungen zeigen wird, können Sie für Ihren Schnarchladeakku einen höheren Preis aufrufen, denn schließlich ist der Zustand des Akkus das wichtigste Kriterium beim E-Autokauf.